Breakfast in Frankreich

In-g-lisch – ganz angewidert, jede Silbe betonend – nein, mein Französischlehrer in der Oberstufe ließ kein gutes Haar an unserer Weltsprache. Durch und durch ein Frankophiler, verachtete er nicht nur Burger, Coke und Baked Beans, sondern schlichtweg alles, was nicht der feinen französischen Lebensart entsprach.
Wenn auch nicht in dem Maße, so tut sich auch heute noch ein echter Franzose etwas schwer mit dem American Way of Life. So werden Anglizismen größtenteils verschmäht, was nicht zuletzt auch die Quote für französischsprachige Musik im Radio oder das Vorhandensein eines eigenen Begriffs für Computer beweist.

Einen waschechten Franzosen findet man übrigens auch am Stuttgarter Rosenbergplatz. Mit Restaurant, Bistro, Feinkost und Catering-Service bringt er den Westlern, die ja guten Genüssen durchaus nicht abgeneigt sind, ein kleines Stück französische Lebensart näher. Die Pains au Chocolat sind wirklich köstlich, wer dann noch von der sympathischen Chefin mit einem herzlichen Bonjour begrüßt wird, wähnt sich vollends in der Provence. Wirklich alles dort ist sehr französisch – von der Speisekarte des zugegeben nicht gerade günstigen Bistro-Restaurants über die Spezialitäten an der Theke, die Deko an den Wänden und auf der Straße (Olivenbäumchen!), die Croissants, die denen jenseits des Rheins in nichts nachstehen, bis hin zu … Moment mal … Was steht da oben? Wäre ich im Besitz einer solchen, würde ich jetzt spätestens nach der Brille greifen: BREAKFAST. Das kann jetzt aber nicht deren Ernst sein, oder? Nein, so steht es wirklich in weißen, denen des Bistro-Schildes in Größe und Auffälligkeit noch übertreffenden Lettern auf rotem Hintergrund. Damit es auch noch der blindeste englische Tourist (von denen es ja im Stuttgarter Westen ganze Busladungen gibt) versteht. Ist das jetzt ein Beitrag zur Völkerverständigung oder das Resultat der Globalisierung im Gastronomisektor? BREAKFAST. Solche Schilder habe ich zuletzt auf Ibiza beim englischen Pendant zum Ballermann gesehen. Gibt es hier jetzt auch Baked Beans und kleine fettige Würtchen zum Café au lait?

Liebe Franzosen vom Le Tonneau: Bitte überlegt euch das mit dem Schild nochmals und nehmt – wenn ihr es schon den Stuttgart-Westlern nicht zumuten wollt, „Petit déjeuner“ im Wörterbuch nachzuschlagen – doch einfach das schöne Wörtchen „Frühstück“. Sonst bleibt ihr für mich das, was ihr ursprünglich mal wart: Ein Sandwich-Imbiss mit Lieferservice.

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